Geschichtsvermittlung 2.0 ist ein Blog, das mein Dissertationsvorhaben an der Friedrich-Schiller-Universität Jena im Fachbereich Neuere Geschichte begleiten soll.
Das Promotionsvorhaben schließt an meine Magisterarbeit an, in der ich 2009 Geschichte in den medien mit besonderem Fokus auf Geschichte im Fernsehen untersucht habe.
Ein Blick auf die deutsche Medienlandschaft zeigt, dass Geschichte heute in den Medien mehr denn je thematisiert wird. Das Spektrum der Inhalte reicht von der Steinzeit über die Antike und das Mittelalter bis hin zur jüngsten Zeitgeschichte. Jahres- und Gedenktage werden zum Anlass genommen, über die deutsche Vergangenheit in populärwissenschaftlichen Zeitschriften, Büchern, Zeitungen, Rundfunk und Fernsehen zu berichten. Neben der klassischen Dokumentation lassen sich gerade im Fernsehen vermehrt so genannte Dokudramen, Dokumentationen mit illustrierender Inszenierung, und historische Spielfilme ausmachen – Geschichte hat ein Unterhaltungspotential,
Geschichte im Fernsehen hat Konjunktur. Sowohl öffentlich-rechtliche, als auch private Sendeanstalten nutzen das Format, um sich Marktanteile zu sichern. Histotainment avancierte zu einem Begriff, der diesen Umstand zu umschreiben vermag.
Darstellungen fiktionalisierter Geschichte sind nicht neu: Mit „Titanic“ und „Pearl Harbour“2 konnten die Amerikaner bereits vor einigen Jahren zwei für sie bedeutsame historische Ereignisse melodramatisch äußerst erfolgreich inszenieren und auch hierzulande sind solche Formate längst fest in die Medienlandschaft integriert. Historische Katastrophen stellen das Fundament dar, fiktionalisierte Personen und Schicksale machen die Ereignisse lebendiger und unterhaltsamer und sind somit Garant für gute Einschaltquoten. Noch vor wenigen Jahrzehnten deckten Schulen, Museen und Bücher die historische Grundversorgung der Gesellschaft ab. Die Auflagen und
Zuschauerzahlen der Themen zu Nationalsozialismus und Zweitem Weltkrieg zeigen gleichwohl, dass diese Aufgabe längst von den Fernsehmedien übernommen wurde. „Der Untergang“, „Speer und Er“, „Sophie Scholl – Die letzten Tage“, „Anonyma – Eine Frau in Berlin“ und viele weitere Filme thematisierten jüngst historische Ereignisse im Fernsehen und Kino. Besonders an Bedeutung gewinnen historische Spielfilme, weil gemessen an der Zahl der Menschen, die erreicht werden und denen ein Eindruck von Historie vermittelt wird, keine andere Institution zur Vermittlung von Geschichtswissen mit dem Fernsehen konkurrieren kann und dieses somit zum Geschichtslehrer der Deutschen avancierte.