ehumanities @ OVGU Magdeburg

13. August 2015

Beschleunigung, Entgrenzung, Internationalisierung und Interdisziplinarität beschreiben den Wandel der Informationsinfrastrukturen durch die Verbreitung des WorldWideWeb. Dieser Wandel brachte – und bringt – neue medienbezogene Forschungsansätze mit sich, die unter dem Begriff eHumanities subsumiert werden können.


Im Fokus des im SoSe 2013 angebotenen Blockseminars „World War 2.0 – Geschichtswissenschaft im digitalen Zeitalter“ an der Otto-von-Guericke Universität Magdeburg stehen Umgang, Analyse und Interpretation digitaler Quellen in Hinblick auf eine historiographische Fragestellung. Die Teilnehmer sollen ausgehend von der digitalen Quellenbasis eigenständig Fragen entwickeln und Thesen prüfen, Ergebnisse produzieren und zu medialen (Re-)Präsentationsformen aufbereiten.
Als historischer Rahmen dienen Nationalsozialismus und der Zweite Weltkrieg. Ziel des Seminars ist es nicht, die Ereignisse und Schauplätze des Krieges mittels digitaler Quellenlage nachzuzeichnen, sondern die verschiedenen medialen Formate auf ihren potentiellen Nutzen für Historiker zu prüfen.

Die Ergebnisse des interessanten Seminars können hier eingesehen werden: https://ehumanities.wordpress.com/

Was heißt „Geschichtsvermittlung 2.0“?

22. Februar 2011

Der Historiker Dieter Langewiesche konstatierte 2008, dass das Fernsehen zum Geschichtslehrer der Deutschen avanciert sei. In der Tat haben die Sendeanstalten das enorme Unterhaltungspotential von Geschichte erkannt. Studien zum medialen Nutzungsverhalten Jugendlicher überdies lassen diese These jedoch in Frage stellen, da gerade das Internet bei den Jugendlichen eine stets wachsende Rolle einnimmt. „Kommunikativ, informativ und transaktionsorientiert“ wird es genutzt, weshalb auch anzunehmen ist, dass Informationen zu historischen Sachverhalten von 12- bis 19-Jährigen zunehmend dem „World Wide Web“ entnommen werden.

Welche Geschichtsbilder werden publiziert? Wer publiziert? Warum/wie wird publiziert? Mit welchem Effekt wird publiziert?

 

Anhand des Themenkomplexes der alliierten Bombardements auf deutsche Städte soll in dieser Untersuchung analysiert werden, welche Angebote es gibt, wer auf diese zurückgreift und wie die angebotenen Inhalte rezipiert und angeeignet werden. Es dauerte etwa sechzig Jahre, bis auch die alliierten Bombenangriffe auf deutsche Städte aus der opfernarrativen Perspektive beleuchtet wurden und in einer massenmedialen Aufarbeitung der Ereignisse mit dem Spielfilm „Dresden“ gipfelten. Hunderte Seiten zum Thema kursieren im Internet, jedoch lassen sich nur wenige unter dem Aspekt der Wissenschaftlichkeit einordnen.

Der Komplex der alliierten Bombenangriffe bietet besonders politische Brisanz, da über diese Thematik oftmals sehr emotional kommuniziert wird. Um eine Aussage über die Aneignung und Kommunikation im virtuellen Raum zu treffen, ist es zunächst von Nöten eine quantitative und qualitative Analyse der Angebote vorzunehmen. Daneben stellt sich die Frage mit welcher Intention und welchen Inhalten die Seiten publiziert werden und wer insbesondere die Zielgruppe der Angebote ist. Audio-, Video- und Textbeiträge bieten eine reichhaltige Auswahl, das „Web 2.0“ ermöglicht es jedem Nutzer, sich selbst einzubringen. Sei es durch eigene Inhalte oder Kommentare.

Fehlendes Fachwissen, die subjektiven Interpretationen der Ereignisse und die bewusste und unbewusste Verwendung bestimmter Begriffe haben bei unreflektiertem Konsum eine verzerrende Konnotation bis hin zum Geschichtsrevisionismus zur Folge. Werden die Webseiten als einzige Informationsquelle herangezogen, kann sich so über einen längeren Zeitraum eine Veränderung und Verfälschung jetziger Geschichtsbilder ergeben, zumal die direkt betroffenen Zeitzeugen der ersten und zweiten Generation altersbedingt aus der Öffentlichkeit verschwinden.

Herzlich Willkommen!

4. Dezember 2009

Geschichtsvermittlung 2.0 ist ein Blog, das mein Dissertationsvorhaben an der Friedrich-Schiller-Universität Jena im Fachbereich Neuere Geschichte begleiten soll.

Das Promotionsvorhaben schließt an meine Magisterarbeit an, in der ich 2009 Geschichte in den medien mit besonderem Fokus auf Geschichte im Fernsehen untersucht habe.

 Ein Blick auf die deutsche Medienlandschaft zeigt, dass Geschichte heute in den Medien mehr denn je thematisiert wird. Das Spektrum der Inhalte reicht von der Steinzeit über die Antike und das Mittelalter bis hin zur jüngsten Zeitgeschichte. Jahres- und Gedenktage werden zum Anlass genommen, über die deutsche Vergangenheit in populärwissenschaftlichen Zeitschriften, Büchern, Zeitungen, Rundfunk und Fernsehen zu berichten. Neben der klassischen Dokumentation lassen sich gerade im Fernsehen vermehrt so genannte Dokudramen, Dokumentationen mit illustrierender Inszenierung, und historische Spielfilme ausmachen – Geschichte hat ein Unterhaltungspotential,

Geschichte im Fernsehen hat Konjunktur. Sowohl öffentlich-rechtliche, als auch private Sendeanstalten nutzen das Format, um sich Marktanteile zu sichern. Histotainment avancierte zu einem Begriff, der diesen Umstand zu umschreiben vermag.

Darstellungen fiktionalisierter Geschichte sind nicht neu: Mit „Titanic“ und „Pearl Harbour“2 konnten die Amerikaner bereits vor einigen Jahren zwei für sie bedeutsame historische Ereignisse melodramatisch äußerst erfolgreich inszenieren und auch hierzulande sind solche Formate längst fest in die Medienlandschaft integriert. Historische Katastrophen stellen das Fundament dar, fiktionalisierte Personen und Schicksale machen die Ereignisse lebendiger und unterhaltsamer und sind somit Garant für gute Einschaltquoten. Noch vor wenigen Jahrzehnten deckten Schulen, Museen und Bücher die historische Grundversorgung der Gesellschaft ab. Die Auflagen und

Zuschauerzahlen der Themen zu Nationalsozialismus und Zweitem Weltkrieg zeigen gleichwohl, dass diese Aufgabe längst von den Fernsehmedien übernommen wurde. „Der Untergang“, „Speer und Er“, „Sophie Scholl – Die letzten Tage“, „Anonyma – Eine Frau in Berlin“ und viele weitere Filme thematisierten jüngst historische Ereignisse im Fernsehen und Kino. Besonders an Bedeutung gewinnen historische Spielfilme, weil gemessen an der Zahl der Menschen, die erreicht werden und denen ein Eindruck von Historie vermittelt wird, keine andere Institution zur Vermittlung von Geschichtswissen mit dem Fernsehen konkurrieren kann und dieses somit zum Geschichtslehrer der Deutschen avancierte.